Bischofsbericht

In diesem Jahr können wir es nicht, wie es uns vertraut und lieb ist, in den festlichen Ostergottesdiensten in unseren Kirchen tun.

Bild: ELKB

Bischofsbericht auf der Landessynode

Sorge und Zuversicht

Das Reformationsjubiläum, die  junge Generation und den Reformprozess der ELKB „Profil und Konzentration“ stellte der Landesbischof ins Zentrum seines traditionellen Berichtes vor der Landessynode.

Seit der Synodaltagung in Coburg sei viel geschehen, erklärte der Landesbischof und er trete mit Dankbarkeit, Sorge und Zuversicht vor die Synode. Dankbarkeit für das Reformationsjubiläum, das allen „viel kraftvolle Erfahrungen gebracht“ habe. Sorge über den Traditionsabbruch bei der Jugend und die Schwierigkeit der Kirche, kirchenferne Milieus anzusprechen. Sorge bereiteten ihm auch globale Entwicklungen. „Zentrale christliche Haltungen wie die universale Verantwortung für die verletzlichsten Glieder, das Bewusstsein für die tiefe Ambivalenz jeglicher militärischen Gewaltanwendung oder die Verantwortung für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur als Schöpfung Gottes, treten in den Hintergrund, werden vollständig ignoriert oder sogar ausdrücklich konterkariert.“ Einem solchen Machtmissbrauch könne nur eine starke Zivilgesellschaft begegnen, in der die Kirche als „einzigartiges internationales Netzwerk“ eine wichtige Rolle spielten.

Trotz aller Sorge sei er aber auch zuversichtlich, so der Landesbischof. Sein Vertrauen in die Zukunft würde immer wieder von neuem genährt von dem Hören auf Gott. „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (Mt 6, 33) hatte er deshalb seinen Bericht überschrieben und unter das theologische Thema der Buße gestellt. „Buße heißt Unterbrechung des Alltags mit dem Ziel der bewussten Selbstreflexion und der Konsequenz der Neuausrichtung.“ Diese Fähigkeit sei Voraussetzung für gelingende menschlichen Beziehungen – für Ehen wie für ein erfülltes Gemeinschaftsleben. Hier zeige sich, wie kostbar die Frömmigkeit sei: „Moderne Menschen von heute wünschen sich, dankbar leben zu können, die Fähigkeit zur Selbstdistanz zu entwickeln oder anderen mit Zuwendung und Empathie begegnen zu können. Aber der abstrakte Wunsch macht noch nicht die Haltung. Frömmigkeit ist der nachhaltigste Weg, das alles vom Kopf ins Herz und in die Seele zu bringen.“

Rückblick auf das Reformationsjubiläum

Lange Schlangen vor den Kirchentüren, übervolle Gottesdienste- begeistert äußerte sich der Landesbischof über den hervorragenden Besuch der Veranstaltungen am 31. Oktober. Dies sei ein Zeichen dafür, wie breit das Reformationsjubiläum von den Gemeinden mitgetragen worden sei.

Der 31.10.2017 war kein Punkt, sondern ein Doppelpunkt, denn es wurde deutlich, dass im vergangenen Jahr, in der vergangenen Dekade, viele Projekte auf den Weg gebracht wurden, deren Dynamik nicht mehr rückgängig zu machen ist.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm

Der Landesbischof lobte die Bedachtsamkeit und Kreativität, mit der die vielfältigen Veranstaltungen zum geplant worden seien und bedankte sich sowohl bei den Mitarbeitenden in den Kirchengemeinden als auch bei den beteiligten Kommunen, die vielerorts hervorragend mit den Gemeinden zusammengearbeitet hätten. Es sei „beeindruckend, wie stark die Kommunen sich dieses Jubiläum zu eigen gemacht haben, es mitgestaltet und unterstützt haben.“

Ökumene im Reformationsjahr

Auch was die ökumenischen Beziehungen betreffe, könne man nicht mehr hinter gemeinsame Erfahrungen des Reformationsjubiläums zurück. Bedford-Strohm erinnerte an den ökumenischen Gottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx zur „Heilung der Erinnerungen“ in Hildesheim. Zahlreiche Gemeinden – allein über 70 in Bayern -  hätten später nach dieser Liturgie Gottesdienste gefeiert. Er hoffe sehr, so der Landesbischof, dass „in Folge dieses Jahres konkrete Erleichterungen für die gemeinsame Eucharistie von konfessionsverschiedenen Ehen möglich werden“.

Auf internationaler Ebene gebe es ebenfalls ermutigende Zeichen. Der Landesbischof nannte unter anderem den Gottesdienst mit den Spitzen des Lutherischen Weltbundes und Papst Franziskus am 31. Oktober 2016 in Lund und die Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds in Namibia. Nach der Konzentration auf die Ökumene mit der römisch-katholischen Kirche im Jahr 2017, erklärte Bedford Strohm, „könnte sich unser Handeln und Tun in Zukunft noch stärker auf die Ökumene auch mit den anderen Konfessionen ausrichten.“

Die Evangelische Jugend überreicht Landesbischof Heinrich Bedford Strohm 95 Thesen.

Bild: EJB

EJB

Dem Traditionsabbruch bei der Jugend begegnen

Einen weiteren Abschnitt seines Berichtes widmete der Landesbischof der Jugend. Der Traditionsabbruch in Hinblick auf die christliche Überlieferung erfordere die ganze Aufmerksamkeit der Kirche. Bedford-Strohm lobte das Engagement der Evangelischen Jugend in Bayern, die im Rahmen der Aktion „Reformation reloaded“ 95 Thesen für die Kirche gesammelt und ihm in Nürnberg überreicht hatten. Als ein weiteres Beispiel nannte er das Projekt der Evangelischen Jugend Sulzbach-Rosenberg, auf dem Knappenberg eine Kapelle zu errichten. Am Vormittag der Synodeneröffnung hatte der Landesbischof die Kapelle eingeweiht.

Bedeutung des Religionsunterrichts

Daneben hob der Landesbischof die Bedeutung des Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen hervor. Guter Religionsunterricht zähle zu den „Schlüsselaufgaben“ der Kirche. Die staatskirchenrechtlich festgelegte Möglichkeit, mehr als 340.000 Schülerinnen und Schülern in Bayern Glaubenswissen zu vermitteln, sei umso wichtiger, da diese Vermittlung in den Familien oft nicht mehr erfolge. Nicht nur für die Kirche, auch für die Gesellschaft und für jeden einzelnen Schüler leiste der Religionsunterricht einen wichtigen Dienst. Schule werde „zu einem Ort der öffentlichen Auseinandersetzung mit Religion, einer Diskussion, die der weltanschaulich neutrale Staat nicht führen, sondern nur moderieren kann.“

Der Religionsunterricht sei eine der wenigen institutionalisierten Schnittstellen zwischen Kirche und Gesellschaft, so der Landebischof, und könne entscheidend zu einer positiven Bindung an Kirche und Gemeinde beitragen. Die ELKB müsse deutlich machen, „warum gerade heute der konfessionelle Religionsunterricht, den Grundgesetz und Bayerische Verfassung vorsehen, wichtiger denn je ist“.

Der Reformprozess "Profil und Konzentration"

Hoffnung mache ihm die Entwicklung des Reformprozesses „Profil und Konzentration“ (PuK), der auf der Frühjahrstagung in Coburg gestartet wurde. Bedford-Strohm begrüßte, dass die Diskussion in der Kirche mit großer Intensität geführt werde.

Mit PuK wollen wir zu Kreativität und Freiheit in der Gestaltung unserer Kirche ermutigen. Und vor allem wollen wir immer wieder neu fragen, wohin wir gerufen sind. Wir wollen kreativ und mutig reden darüber, wie Kirche vor Ort aussehen kann, wenn sie sich ganz auf den Dienst an Gott und den Menschen konzentriert.“

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm

PuK gebe keine neuen Strukturen vor, sondern Impulse, mit denen vor Ort gearbeitet werden könne. Vor Ort solle auch geklärt werden, „welche Aufgaben in welcher Organisationsform am besten angegangen werden können.“ Dabei sei entscheidend, „dass das, was die Menschen brauchen, sich eben nicht nach dem richten kann, was wir an gewachsenen institutionellen Strukturen vorhalten, sondern dass wir – genau umgekehrt! - unsere institutionellen Strukturen an dem ausrichten müssen, was die Menschen im Lichte der Botschaft des Evangeliums brauchen.“

Nicht vom Mangel, von der Fülle her denken

Der Landesbischof bat die Synodalen, sich konstruktiv und kreativ in den Prozess einzubringen. „ Wir wollen ein Bild von Kirche entwerfen, das den zukünftigen Herausforderungen gerecht wird. Erst danach und auf dieser Basis soll geklärt werden, wie die zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt und verteilt werden. Wir wollen nicht vom Mangel, sondern von der Fülle her denken."

27.11.2017
ELKB

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