Abschied und EInführung - Impressionen von Axel Mölkner-Kappl

Bischofswechsel

Kompromisslos eintreten für den Nächsten

Landesbischof Christian Kopp hat sich im Einführungsgottesdienst am Sonntag in der Nürnberger Lorenzkirche als „kompromissloser Kompromisssuchender“ vorgestellt. 

Im Festgottesdienst zu seiner Einführung und zum Abschied seines Vorgängers Heinrich Bedford-Strohm forderte Kopp dazu auf, „in Zeiten der Verwüstung“ miteinander Lösungen zu suchen und sich nicht zurückzuziehen. Christinnen und Christen hätten die Aufgabe, „zwischen Schwachen und Starken zu vermitteln“. Den christlichen Glauben und das Judentum und den Islam gebe es nicht „ohne kompromissloses Eintreten für die Nächsten“.

Einführung des neuen Landesbischofs Christian Kopp

Zurück Weiter

Sich auf Gemeinsames zu einigen, sei heute schwer geworden, bedauerte Kopp. „Zu viele Leute wollen zu lange und zu heftig Recht behalten.“ Es sei gang und gäbe geworden, aus der Distanz heraus andere herabzusetzen, über andere zu hetzen. Er forderte daher dazu auf, „auf die Sprache zu achten. Mit Kompromissen gute Lösungen zu finden“. Das Beste für Stadt und Land gebe es nur, wenn es im Kleinen wie im Großen Frieden gebe.

"Zur Ehre Gottes und Zum Wohl der Kirche"

Zuvor hörten 1.200 Menschen live das „Ja, mit Gottes Hilfe“, mit dem der neue Landesbischof im Festgottesdienst in der Lorenzkirche versprach, die Landeskirche „zur Ehre Gottes und zum Wohl der Kirche Jesu Christ“ zu führen. Der Leitende Bischof der VELKD (Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands), Ralf Meister, übergab Kopp das Amtskreuz, das kurz zuvor der bisherige Bischof, Heinrich Bedford-Strohm, abgelegt hatte.

Impressionen vom Empfang im historischen Rathaussaal (Axel Mölkner-Kappl)

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Annette Kurschus, würdigte Bedford-Strohm als Menschen mit einem tiefen Glauben und wachem Blick in die Welt. „Fromm sein und politisches Denken gehören für dich zusammen, das hast du gelebt“, sagte sie. Der scheidende Bischof sei von Leidenschaft durchdrungen und habe nichts von seinem Schwung verloren.

Der Gesang des Windsbacher Knabenchors, die Bass-Klarinette des Günter Voit, Orgel und Posaunen und die Hebefiguren des Tanzensembles Nürnberg untermalten den Gottesdienst, der in seiner doppelten Funktion - Abschied und Neubeginn eines Bischofs - eine Premiere in der Landeskirche darstellte. „Würdige Reden und stimmiger Rahmen“, urteilte anschließend ein Besucher. Sabine Wolf und ihr Mann Bernhard Röthlein, die sich schon früh um Sitzplätze in St. Lorenz gekümmert hatten, waren auch sehr angetan: „Die richtige Mischung zwischen Abschied und Neuanfang“, stellt Röthlein fest und seine Frau sagt, „ich habe mich von der normalen Sprache abgeholt gefühlt“. Währenddessen schüttelt der fröhlich lächelnde Christian Kopp im Lutherrock vor der Kirchentür ungezählte Hände von Gratulanten.

Söder: Demokratie ist herausgefordert

Beim anschließenden Empfang im Nürnberger Rathaus steht dann zunächst wieder sein Vorgänger im Rampenlicht. Ministerpräsident Markus Söder, der traditionell wiederholt, wie gern er Lutheraner ist, erinnert an Herausforderungen wie die Flüchtlingskrise 2015 oder Corona, bei denen Kirche und Staatsregierung eng in Kontakt gewesen seien. Er schilderte Bedford-Strohm als einen Mann, der den Menschen in den Mittelpunkt gerückt habe. Zu seinem Nachfolger Christian Kopp sagte Söder, „wir erleben heute, dass Demokratie herausgefordert ist“.

Erinnerungen von Sitzungen, Reisen und Projekten mit dem „Landesbischof a.D.“ teilte die Präsidentin der evangelischen Landessynode, Annekathrin Preidel, mit den Gästen. Bedford-Strohm habe Leidenschaft, Begeisterung und Authentizität dargestellt. Immer habe er sofort eine Beziehung zu den Menschen aufgebaut. „Offen, zuversichtlich und fröhlich“ sei auch Kopp, der hörend mit den Menschen im Gespräch sei.

Die evangelische Kirche habe wieder einen Bischof, der das Frommsein mit hellwacher Sensibilität und Gerechtigkeitssinn paare, stellte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, fest. Er rief Kopp zu, mit Mut auf die Bühne zu treten. „Keine Angst - ich sage es mir selber auch.

30.10.2023
Jutta Olschewski (epd)