Soziale Gerechtigkeit

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Durch ganz unterschiedliche Traditionen der Bibel hindurch zieht sich immer wieder das eine Motiv: Recht und Gerechtigkeit schützen, heißt, für die Schwachen einzutreten. Für die Propheten ist dieser Vorrang der Schwachen der entscheidende Maßstab zur Beurteilung von Macht.

Recht und Gerechtigkeit schützen, heißt, für die Schwachen einzutreten.
„Hat dein Vater nicht auch gegessen und getrunken“ – hält Jeremia dem König entgegen – „und hielt dennoch auf Recht und Gerechtigkeit, und es ging ihm gut? Er half dem Elenden und Armen zum Recht, und es ging ihm gut. Heißt dies nicht, mich recht zu erkennen? spricht der Herr“. Bemerkenswert ist hier nicht nur das kompromisslose Eintreten für die Schwachen. Bemerkenswert ist auch die Erkenntnis: Das Eintreten für die Schwachen dient dem Wohlstand aller. Es liegt auch im Interesse der Starken und Mächtigen.
Deswegen ist es gut, dass diejenigen kein Gehör finden, die dem Begriff der Gerechtigkeit einen Platz in der Mottenkiste vergangener Sozialromantik zuweisen wollen. Deswegen ist es gut, dass die öffentlichen Stellungnahmen der Kirchen neben der Solidarität die Gerechtigkeit als Zielperspektive für ein gelingendes Zusammenleben in der Gesellschaft in den Blick nehmen. Deswegen ist es gut, dass sich der in diesen Stellungnahmen angestrebte gesellschaftliche Grundkonsens an der Option für die Schwachen orientiert. Deswegen ist es gut, dass Kirche und Diakonie sich zu öffentlichen Anwälten sozialer Gerechtigkeit machen.
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