Manchmal bete ich nur: "Lass ein Wunder geschehen", schreibt Landesbischof Christian Kopp.
Bild: gettyimages/Emilia Kohn
Nch den Angriffen der Hamas auf Israel
Es bleiben nur Gebete
Der terroristische Überfall auf Jüdinnen und Juden in Israel (in der Nähe des Gazastreifens) gehört zum Entsetzlichsten, was in den letzten Jahren an schrecklichen Nachrichten in mein Herz und Ohr gekommen ist. Das Leid und das Trauma der betroffenen Menschen schreien zum Himmel. Das Gefühl von sicherem Leben ist zerbrochen. Mein Mitleid mit den getöteten, vergewaltigten und verschleppten Menschen und mit denen, die trauern oder Angst haben, ist grenzenlos. Jetzt ist Weihnachten und dieser Schmerz ist Teil des Festes in diesem Jahr.
Zum Himmel schreien auch die kriegerischen Auseinandersetzungen im Gazastreifen in der Folge des 7. Oktobers. Das Sterben von Kindern und Erwachsenen ist dort so entsetzlich und fürchterlich. Es fließen die Tränen in Strömen. Verzweifelt denken alle Menschen mit Herz an die hohe Zahl an Geiseln, die im Gazastreifen von der Hamas festgehalten werden und wurden.
Die Regierung Netanjahu meint, dass die Hamas mit einem gewaltigen Bombardement des Gazastreifens für immer beseitigt werden kann. Die Regierung und viele in Israel wollen mit dem Ende der Hamas wieder ein Stück Sicherheit zurückgewinnen. Die Beispiele in der Weltgeschichte aus Vietnam und Afghanistan und von vielen anderen Konflikten lehren, dass die Beseitigung einer Terrorgruppe mit Bomben nicht gelingen kann. Die Politik der Regierung des Staates Israel in den letzten Jahren und Jahrzehnten hat die Rechte der Palästinenser immer mehr eingeschränkt und die Gewalt der militanten Siedler gegen die Palästinenser nicht sanktioniert.
Mitleiden und beten
Frauen und Männer mit Mitgefühl leiden mit den Menschen in Israel, die am 7. Oktober so unvorstellbares Leid erlitten haben. Mit den Jüdinnen und Juden, die ausgerechnet in Europa und noch dazu in Deutschland wieder den aufflammenden Antisemitismus ertragen müssen. Mit den Menschen in Gaza, die die Hamas in ihrem Kampf gegen Israel und die westlichen Werte in Geiselhaft nimmt und dem Krieg aussetzt.
Es bleiben nur Gebete. Ich kann Mitleid empfinden – und beten, in den Krieg, in die Ferne beten. Um Verstand auf allen Seiten beten, dem Terror und dem Krieg ein Ende zu machen. Schon zur Zeit der Geburt von Jesus war das Land ein Heimatland, in dem viele Nationen und Gruppen zusammengelebt haben. Alle Kräfte müssen unterstützt werden, die eine friedliche Koexistenz der Menschen aus den verschiedenen Ländern und Volksgruppen im ganzen Nahen Osten als Ziel haben. Es braucht hier alle Energie der internationalen Gemeinschaft. Es braucht zwei Staaten unter Vermittlung der friedlichen Weltgemeinschaft. Und es braucht Friedenstifterinnen und Friedensstifter. Alle Menschen, die den Ideen des Juden Jesus aus Nazareth folgen, können solche sein.
18.12.2023
Landesbischof Christian Kopp, Kolumne im Sonntagsblatt