Bischofsbericht vor der Landessynode

Ein neues Setting in besonderer Zeit: Der Landesbischof spricht vor dem Präsidium. Die Synodalen verfolgen es digital.

Bild: ELKB/mck

Bischofsbericht vor der Landessynode

"Die heilende Liebe Gottes ausstrahlen"

„Bedrängnis bringt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung…“ (Röm 5,4-5) - damit hatte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm seinen Bericht vor der Landessynode überschrieben.

Darin ging er insbesondere auf die veränderte Situation ein, in der sich Gesellschaft und Kirche durch die Corona-Pandemie befinden. Viele – beispielsweise Kulturschaffende und Menschen in der Gastronomie - erlebten die zweite Phase der Pandemie als noch schwieriger als die erste, beobachtete der Landesbischof. „Weil die Verwundungen schon da sind, ist es jetzt noch schwerer.“ Kleine Läden kämpften ums Überleben, Menschen in der Pflege seien am Ende ihrer Kräfte. „Und es sind viele mehr, die darum ringen, noch Geduld aufzubringen und weiterzumachen.“ Auch in den Kirchengemeinden zehre die Sondersituation an den Nerven. „Dazu kommt die Sorge, dass Formen von Gemeinschaft brüchig werden, wenn sich die Menschen über so lange Zeit nicht treffen können.“

Für rechtsextremes Gedankengut ist kein Platz in der Kirche. Es widerspricht allem, wofür das Christentum steht. Genauso wie jede Utopie von links, wenn sie zu menschenfeindlichem Handeln pervertiert. Menschenwürde fragt nicht, ob sie von rechts oder links verletzt wird."

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm

Dabei sei das Verständnis für die Entscheidungen der politische Verantwortlichen bei den meisten groß. Um die richtigen Reaktionen auf das Virus müsse gestritten werden, die Leugnung seiner Gefahr sei jedoch unverantwortlich. „Wer die Ignoranz gegenüber der Pandemie zum Programm macht, riskiert das Leben von vielen Menschen.“  Kraft, weiterhin Geduld aufzubringen gebe der Glaube an Gott, der gerade in der Bedrängnis stark macht. Er schenke eine innere Stärke, die selbst in schwieriger Situation hoffnungsvoll in die Zukunft schauen ließe. Das habe der Apostel Paulus erlebt, aber das erlebten auch viele Christen heute. „Die Energie und Kreativität, die in den Monaten seit der Pandemie in vielen unserer Gemeinden zum Ausdruck gekommen ist, zeigt, wieviel Kraft in unserer Kirche steckt.“ Diese Kraft zu bewahren und zu stärken sei Ziel des Reformprozesses der Kirche („Profil und Konzentration“).

Auch mit der Art, wie diese teilweise schwierigen Diskussionen in der Kirche geführt würden, gebe sie ein Zeugnis für die Welt, so der Landesbischof. Gerade jetzt gelte es, alle miteinander für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einzustehen. „Dass wir die heilende Liebe Gottes selbst ausstrahlen, ist gerade jetzt unser wichtigster Beitrag als Kirche in einer von der Pandemie verwundeten Gesellschaft.“ Die Goldene Regel sei hierbei so etwas wie die „Magna Charta sozialen Zusammenhalts in Pandemiezeiten“. Denn sie setze an die Stelle von Ignoranz und Rücksichtslosigkeit Empathie und Mitgefühl.

Fand deutliche Worte: Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm

Er wünsche sich eine gute Diskussionskultur auch in der Kirche, so der Landesbischof. Kritiker – beispielsweise des kirchlichen Einsatzes für die Seenotrettung – müssten sich dem Austausch von Argumenten stellen und nicht diffuse Mythen verbrieten. Bedford-Strohm bezeichnete die Untrennbarkeit von Nächsten- und der Gottesliebe als DNA des christlichen Glaubens. „Deswegen stellen sich alle politischen Ideologien, die menschliche Kälte zum Programm machen, die bestimmte Menschengruppen pauschal abwerten, die Menschenfeindlichkeit propagieren, selbst außerhalb des christlichen Grundkonsenses.“ Für rechts- wie linksextremes Gedankengut sei kein Platz in der Kirche. „Menschenwürde fragt nicht, ob sie von rechts oder links verletzt wird.“ Er wünsche sich, in der Kirche mehr Orte zu finden, an denen dieser Diskurs gepflegt werde und an denen Menschen angstfrei ihre Meinung zum Ausdruck bringen könnten.

Menschen mit Missbrauchserfahrungen nicht allein lassen

Auch auf das Präventionsgesetz, über das die Synode auf dieser Tagung beschließen wird, nahm der Landesbischof Bezug. Menschen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, seien täglich herausgefordert, „ihr Leben in der spürbaren Gegenwart ihrer eigenen Geschichte zu bewältigen. Krisensituationen wie die Pandemie wirken da häufig noch verstärkend, weil auch die äußeren Strukturen und Abläufe, die Halt geben, wegbrechen.“ Die Kirche dürfe deswegen gerade in dieser Zeit nicht nachlassen, ihnen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die persönliche Begegnung hätte im erneut deutlich gemacht, wie tief die Verletzungen von Betroffenen gehen. „Immer wieder, wenn ich konkrete Geschichten höre, ist es für mich unfassbar, dass Menschen anderen Menschen im Raum der Kirche so etwas antun und damit Biografien zerstören können.“

Ein Dank an alle, die sich in dieser Zeit in Diakonie und an Schulen engagieren.

Weitere Themen

Weitere Themen aus der bayerischen Landeskirche, mit denen sich Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in seinem Bericht befasste, waren die Kirchenmusik, die weltweite Solidarität mit den Partnerkirchen und das diakonische Engagement in Zeiten von Corona. Ausdrücklich bedankte sich der Landesbischof bei den Mitarbeitenden der Diakonie und bei Lehrerinnen und Lehrern. "Sie haben Ungeheures zu leisten, um den Schulbetrieb unter diesen so erschwerten Bedingungen so gut wie möglich zu gestalten."

23.11.2020
ELKB

Mehr zum Thema

weitere Informationen zum Artikel als Downloads oder Links